Interview des Gross ErfolgsColleg mit Dr. Alexander Grohmann, Referent auf dem Kongress

 
Ende Februar hat in San Diego der größte Industrie-Kongress zum Thema „IoT“ stattgefunden, die „Industry of Things World USA“. Einer der Referenten dort war Dr. Alexander Grohmann, Top-Experte auf diesem Feld und geschäftsführender Gesellschafter der Digital Enabler GmbH. Stefan F. Gross hat Dr. Grohmann nach dessen Rückkehr getroffen und mit ihm über die neuesten Trends beim IoT gesprochen.
Gross ErfolgsColleg: Sie haben am momentan wichtigsten Industrie-Kongress zum Thema IoT mitgewirkt. Welche Eindrücke waren für Sie am interessantesten?

Dr. Grohmann: Das Thema IoT ist in aller Munde, dementsprechend sind auch die Konferenzen dicht gepackt mit spannenden Applikationen unterschiedlichster Branchen: von Industrieapplikationen, Lösungen im Healthcare bis hin zur vernetzten Turbine oder dem smart bike. In San Diego rückte erstmals das Thema „Geschäftsmodelle“ und „Monetarisierung“ von IoT Lösungen in den Fokus, was total spannend ist. Denn auch im Internet der Dinge wird es jetzt nach dem ersten Hype darum gehen, Effizienzen und Verbesserungen des Status quo zu erreichen.
Die Begeisterung und Innovationskraft der am Thema beteiligten Unternehmen, egal ob Lösungsanbieter oder Anwender, beeindruckt mich zudem immer wieder.
Im Übrigen lässt sich feststellen, dass die Anzahl an Konferenzen in diesem Themenbereich rasant zunimmt. Im April sind wir mit Digital Enabler beispielsweise auf dem M2M World Congress in London, im Juni auf dem IoT M2M Forum CEE in Wien und dann auf der Industry of Things World Berlin im September, um nur einige Spots zu nennen.
Aus technischer Sicht finde ich derzeit das Thema Interoperabilität ziemlich spannend. Stellen Sie sich vor, Sie wollen das Apple Homekit mit Ihrer Alarmanlage zu Hause verbinden – wie funktioniert das für den Anwender, also Sie oder mich?

Gross ErfolgsColleg: Sie haben dort selbst referiert – was waren Ihre zentralen Botschaften?

Dr. Grohmann: Bei meinem Vortrag ging es um die Herausforderungen bei der digitalen Transformation von Unternehmen am Beispiel von IoT-Lösungen und wie man diesen als Industrieunternehmen begegnen kann. Wie digitalisiere ich als Industrieunternehmen kundenzentriert und binde Kunden in diesen Prozess ein, welchen Einfluss haben meine Entwicklungsentscheidungen auf die Amortisation und Akzeptanz meiner Lösung im Unternehmen, wie wähle ich passende Entwicklungspartner aus, welche Auswirkungen hat das Thema Digitalisierung auf meine Vertriebs- und Serviceorganisation und wie komme ich systematisch zu einem funktionierenden Geschäftsmodell. Denn nicht jedes Geschäftsmodell funktioniert in jeder Branche. Ein pay-per-use Ansatz unterscheidet sich im Kontext von Kundenbindung, Risiko und Partnerschaft zwischen Anwender und Anbieter enorm von einer sog. „wertbasierten Partnerschaft“ als hehres Ziel. Ich habe aufgezeigt, wie sich ein Geschäftsmodell als Triptychon aus „Input“, „Throughput“ und „Output“ darstellen und systematisch entwickeln lässt, also Entwicklung, Organisation und Umsetzung mit dem am Markt platzierten Produkt eng verwoben ist. Die Entwicklung des Geschäftsmodells beginnt bereits beim Kundenproblem, das mit IoT gelöst werden soll. Zudem habe ich IoT in den großen Kontext der Digitalisierung gesetzt, die ähnlich einschneidende Veränderungen wie seinerzeit die Elektrifizierung mit sich führen wird. Das Thema der Vernetzung von Maschinen ist aus meiner Sicht lediglich die Spitze des Eisbergs, der sich eben Digitalisierung nennt.

Gross ErfolgsColleg: Bestimmte Unternehmen sind auf dem Gebiet IoT bereits sehr weit. Was kann man von diesen Unternehmen lernen?

Dr. Grohmann: Bereits seit 10 Jahren beschäftigen sich die Gründer von Digital Enabler mit dem Thema Internet der Dinge. Damals redete man von Telematik, dann von machine-to-machine Communication, heute von IoT (was mehr ist als m2m). In dieser Zeit haben wir gemeinsam mit Unternehmen wie Kärcher, Jungheinrich, Liebherr oder Trumpf an innovativen IoT-Lösungen gearbeitet. Die Entwicklung solcher Lösungen basierte stets auf einem kooperativ-partnerschaftlichen Prozess, der auch dem Anwender der Lösung eine entscheidende Rolle beimisst. Diese Zusammenarbeit zwischen Anwender, Kunde und Berater ist oftmals das Erfolgskriterium solcher Lösungen, die tatsächlich vorhandene Probleme lösen und damit realen Wert schaffen. Die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit inspirieren uns immer wieder aufs Neue.
Besonders innovativ bei diesen Projekten waren meist die Geschäftsmodelle als Ergebnis der technischen Umsetzung. Bei Kärcher ist man nun bspw. in der Lage, die qualitativ hochwertige und damit über dem Marktpreis vergleichbarer Reinigungsmaschinen liegende Kärcher Reinigungsmaschine über ein pay-per-use Modell anzubieten, wo der Kunde die Maschine pro gereinigtem Quadratmeter bezahlen könnte. Für Verfügbarkeit, wie bspw. die Turbinen von Rolls Royce abgerechnet werden, oder für das Ergebnis einer Leistung zu bezahlen, sind weitere innovative Komponenten.

Gross ErfolgsColleg: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Welche Branchen haben besonders große Chancen, vom Internet der Dinge zu profitieren?

Dr. Grohmann: In erster Linie sehe ich enormes Potential für den Maschinen- und Anlagenbau und Automotive. Diese Unternehmen können sich durch intelligente (und digitale) Produkte, Maschinen, Prozesse und deren Vernetzung mit dem Internet zukunftssicherer aufstellen, an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen und neue Geschäftsmodelle definieren. Das Internet der Dinge als Teil der digitalen Transformation ist der „Enabler“ dafür. Genau dies ist übrigens der Grundgedanke unseres Firmennamens und -slogans: Digital Enabler – Leading Transformation. Warum? Dieses „Internet der Dinge“ liefert die Datenbasis für Innovationen und wertgenerierende Dienste, die sowohl für Anbieter als auch für Anwender einen Wertbeitrag und positiven Return-on-Invest liefern können. Mehr noch, die digitale Transformation im Unternehmen hat das Potential neuer Geschäftsmodelle und wird die Art, wie wir leben, arbeiten, Geschäfte machen, verändern. Denken Sie bspw. an die Koproduktionen von Services, wie bspw. die Interaktion zwischen Instandhaltung und Remote Service Geber, um eine Maschine im Produktionsverbund durch präventiven Service vor einem Ausfall zu schützen. Dies ist gelebter win-win.
Zunehmend in den Fokus rückt auch die intelligente Stadt, die smart city. Möglichkeiten für IoT sind Herausforderungen wie die Reduktion des Energiebedarfs, von Lärm und Geräuschen als auch die Vermeidung von Stau, Umweltbelastungen und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. Erste Ansätze sind vorhanden. Schauen wir bspw. auf das Thema Mobilität: Apps wie „AnachB“, die in Wien alle Möglichkeiten der Mobilität integriert, um effizient von A nach B zu kommen, verbessern das Leben der Städter durch effizienteres und ökologisches Fortkommen. Auch im sozialen Umfeld, bspw. vor dem Hintergrund der sozialen Inklusion, kann im Kontext des Zusammenlebens in der Stadt intelligente Technologie vernetzen.

Zur Person

Dr. Alexander Grohmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Digital Enabler GmbH. Als Partner unterstützt Digital Enabler Unternehmen in allen Belangen der digitalen Transformation, um daraus umsatzgenerierende und wertschaffende Lösungen und Services zu entwickeln, auch als Generalunternehmer.
Dr. Grohmann hat davor drei Jahre bei der Alfred Kärcher GmbH & Co KG das Competence Center Digitale Produkte aufgebaut und verantwortet. Zuvor war er zwei Jahre Assistent des stv. Vorsitzenden der Geschäftsführung. Er studierte als Stipendiat der Thomas Gessmann Stiftung International Sales und Management in Deutschland, China und Südafrika.
Alexander Grohmann ist Mitglied des Vorstandes sowie Leiter des Arbeitskreises Technischer Vertrieb im Württembergischen Ingenieurverein (VDI) und liest Industrial Service Engineering und International Finance an der Hochschule in Aalen. Mehrere Publikationen, zuletzt „Win-Win der Servicepartner“ in der INSTANDHALTUNG 3/2016.
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